Jahrelang habe ich viel zu viel gearbeitet um Zeit zu haben für all die anderen schönen Dinge, die mir mein Leben anbot.
Irgendwann ist es mir gedämmert, dass ständiges hartes Arbeiten nicht mein gewünschter Lebensinhalt ist. Wie gerufen kamen auch schon all die “berichtigenden” Gedanken wie “Du bist faul.”, “Geld wächst ja nicht auf Bäumen.” oder “Durch hartes Arbeiten wirst du von anderen respektiert.” Ich glaube diese Gedanken immer noch – manchmal mehr, manchmal weniger. Auf irgendeine Weise machen sie Sinn und ich kann Daten finden, die diese Gedanken stützen.
Allerdings kann ich auch Daten finden, die das Gegenteil stützen. Daher weiß ich, dass ich keine solide Basis gefunden habe. Eine solide Basis ist etwas, das von Daten gestützt wird und für das keine Daten bekannt sind, die es widerlegen, wie z.B. die Theorie, dass die Schwerkraft existiert.
Das bedeutet, dass fast nichts, das wir über den Tag verteilt denken, eine solide Basis ist. Anders gesagt sind de facto alle unsere Gedanken inkorrekt. Unsere Gedanken sind viel mehr Geschichten, die wir entschieden haben zu glauben. Dieses Entscheiden ist meist ein unbewußter Vorgang, doch können wir jederzeit ändern was wir glauben.
Vielleicht argumentierst du, dass du auch entscheiden kannst nicht an die Existenz der Schwerkraft zu glauben. Das kannst du natürlich und du musst dennoch Verantwortung für deine Entscheidungen, Taten und deren Konsequenzen tragen.
Eine meiner vielen Geschichten ist “Durch hartes Arbeiten wirst du von anderen respektiert.” Meine Eltern haben immer viel gearbeitet, die meisten meiner Verwandten haben viel körperlich gearbeitet.
Ich weiß nicht wie oft ich folgende Szenerie miterlebt habe: Meine putz-liebende Tante kommt zum großen Putz (es ist wahrscheinlich Frühjahrsputzzeit) um gemeinsam mit meiner Mutter unsere 100m² große Wohnung mal so “gründlich durch zu putzen”. Sie saugen den Boden, reinigen die Fenster, wischen ab, was man abwischen kann, und reden, reden, reden. Dieses endlose Reden hat sich in meinem Gehirn als ein langweiliger Satz eingeprägt, der in etwa so geht: “Und überhaupt, die [Name der Nachbarin der Tante] ist ständig nur im Kaffeehaus und weißt du wie es bei ihr daheim ausschaut!” “Echt? Also so was gäbe es bei mir sicher nicht.”
Was lernt die kleine Maria hier?
- Putzen ist langweilig und die Tante ist auch unglaublich langweilig und nervig.
- Um respektiert zu werden und dazu zu gehören, muss ich hart arbeiten.
Doch warum erzähle ich hier eine Frühlingsputz-Geschichte, die vor 30 Jahren passiert ist? Du könntest argumentieren, dass eine junge Person mit 18 frei in die Welt hinaus geht, alle möglichen Erfahrungen macht und das behält, was für sie am Besten funktioniert. In meinem Fall wäre das hart zu arbeiten und zu bemerken ob die anderen (wer auch immer das ist) mich respektieren (was auch immer das bedeutet), und dann nicht so hart zu arbeiten und zu vergleichen, ob ich weniger respektiert werde – wie ich sicher vermute. (Ich bin mir bewusst, dass dieses “wie ich vermute” einen großen Einfluß auf meine Erfahrung hat und ich möchte es zur Vereinfachung jetzt außen vor lassen.)
Welch gescheite und logische Sache, findest du nicht?
Nur macht das so gut wie niemand.
?!?!?!?
“Was ist los mit uns?” fragen wir uns hier vielleicht.
Wir handeln einfach nur so, wie es uns bisher gedient hatte indem das Verhalten dazu beigetragen hat, dass wir überleben, zur Gruppe gehören und geliebt werden. Verhaltensweisen neu zu testen, bedeutet auf völlig neue Arten zu handeln und das würde sich sehr ungewohnt und unangenehm anfühlen. Darüber hinaus würden die Menschen um uns herum glauben wir seien verrückt “allgemeines Wissen” zu testen und uns somit weniger respektieren. NEIN, testen ist keine gute Idee. Lassen wir das lieber.
Es macht alles Sinn. Und dann doch nicht, wenn wir etwas genauen hinschauen.
Wir glauben gerne, dass wir unser Leben selbstbestimmt führen. Jedoch sind unsere Gedanken fast immer diejenigen unserer Mutter / Freundin / Partnerin / Religion etc. Wir treffen Entscheidungen aufgrund der Geschichten in unserem Umfeld und wir agieren deutlich innerhalb der Grenzen dieser Geschichten.
Bin ich also die selbstbestimmt führende Entität in meinem Leben? Ich will das sein, doch um ehrlich zu sein, muss ich das verneinen. Das Beste, das ich zur Zeit tun kann, ist zu reflektieren wessen Gedanken, Werte und Anleitungen ich im Moment folge. Ich gehe auch einen Schritt weiter und arbeite daran zumindest einen neuen Gedanken pro Tag zu denken.
Eine gute Methode dafür ist sich zu fragen “Was, wenn dieser Gedanke nicht stimmt?”
Wenn du dich abenteuerlich fühlst, probiere diese Frage gleich aus. 1. Was hat dich dazu bewegt diesen Artikel zu lesen und 2. ist dieser Gedanke korrekt?
Es ist wahrscheinlich etwas wie “Marias Artikel sind immer toll, also werde ich sicher etwas dabei lernen.”, was ganz klar korrekt ist ;-). Gut gemacht!
Möglicherweise hast du auch so etwas gedacht wie “Ich weiß nicht wie ich mehr Genuss und Ermächtigung in mein Leben bringen kann, also brauche ich Inspiration von einem externen Experten.” Da hast du deine Geschichte!
Wie wäre es stattdessen damit: “Was wäre, wenn ich genau weiß, wie ich mehr Genuss und Ermächtigung in mein Leben bringen kann? Was würde ich dann tun?”
Ohne dich persönlich zu kennen, kann ich dir sagen, dass du schon weißt wie du mehr Genuss und Ermächtigung in dein Leben bringen kannst. Es gibt nur wohl noch ein paar Geschichten in dir, die dich daran hindern aus diesem Wissen heraus zu handeln.
Im Grunde will ich dir sagen, dass es Spaß macht die eigenen Gedanken in Frage zu stellen.
Was wäre, wenn du davon ausgehst, dass nicht jeder deiner Gedanken korrekt ist?
Das wird dein Leben ändern. Nicht mehr und auch nicht weniger.
Viel Spaß damit und schreib mir wie es dir damit geht. Schreib mir auch, wenn du damit Hilfe brauchst.
Mit Liebe,
Maria
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